27.03.2023
Die abenteuerliche Reise dreier Wassertropfen durch den Brändbach vom Höchst über den Kirnbergsee nach Bräunlingen. Mit Lichtbildern untermalter Vortag in Mundart im Kelnhof-Museum findet großes Interesse.
Die illustrierte Mundartgeschichte über drei Wassertropfen („Tröpfle“), die eine abenteuerliche Reise im Brändbach durch das Stauwehr bis Bräunlingen erlebten, fand neben der Ausstellung „100 Jahre Brändbachtalsperre“ ein Rieseninteresse.
Über 70 Besucherinnen und Besucher kamen in das Kelnhof-Museum zum Vortrag, sodass die lustige Geschichte zweimal vorgetragen wurde - der Vortragsraum in der Wiederkehre war einfach zu klein für den Ansturm. Gästeführerin Elisabeth Reiner bot spontan als Zeitüberbrückung eine kurze Führung durch das Museum an, was gut angenommen wurde.
Der Vizevorsitzende des Kulturfördervereins Michael Dury begrüßte alle Interessierten und stellte die Akteure des Nachmittages vor. Hubert Mauz als Initiator der Tröpfchengeschichte, erläuterte die Funktionsweise und die Geschichte der Wasserkraft in Bräunlingen. Er verfasste die später von Maria Simon vorgetragene Mundartgeschichte. Heiner Graf aus Titisee-Neustadt, der als aktiver Künstler ein großes Herz für Kinder hat, erzählte wie es zu der Aufforderung kam, die Bilder zu der Dreitröpfchengeschichte zu malen. Die Zeichnungen wurden passend zur Erzählung an die Wand projiziert. Dabei wurde deutlich, dass die Gästeführerin aus Allmendshofen viel Erfahrung mit dem Vortragen von Geschichten in baaremer Mundart hat.
Der große Zuspruch zeigte das stark vorhandene Interesse an solch einem Vortrag. Mit Bräunlinger Spezialitäten bedankte sich Michael Dury im Namen des Kulturfördervereins und der Stadtverwaltung für das unerwartete und sehr besondere Engagement der drei Nicht-Bräunlinger Hubert Mauz, Heiner Graf und Maria Simon.
Die Geschichte:
Die drei Brändbachtropfen sind das freche, vorwitzige und couragierte Brieleli, das gescheite, besserwisserische Brändli und das wehleidige immer jammernde Kirneli. Sie machen sich gemeinsam aus einem Gewitter heraus auf ihre abenteuerliche und sehr abwechslungsreiche Reise von den Höhen bei Eisenbach durch den Kirnbergsee und das Stauwehr, bis nach Bräunlingen auf.
Lustig und spaßig planschten die Drei im Brändbach abwärts. Sie wirbeln und drehen sich ständig und machen Köpfer an den kleinen Wasserfällen, sie tauchen nach Fischen und Fröschen und haben einen Riesenspaß an der wilden Paddelfahrt. Sie sehen Bachforellen, Schlüsselblümchen, Fliegenpilze, Pfifferlinge, Steinpilze und Maronen an den moosigen Bachrändern und sogar ein Reh kommt in ihre Nähe. Plötzlich tauchen Wildschweine auf und sie müssen aufpassen, dass sie nicht verschluckt werden. Auf einmal versperrt ein Astverhau den Bach. „Da hat eine Biberfamilie einen Staudamm gebaut“, so Brieleli bevor es weiter geht in Richtung Kirnbergsee. In Unterbränd an der Kapelle, dem neuen Feuerwehrhaus, dem Dorfplatz schwimmen sie ganz gemütlich vorbei. Sie schauen zu wie Männer Holz sägen, Frauen das Holzreisig bündeln und die Kinder mit Weidenkörben Tannenzapfen sammeln.
Plötzlich wird es für die Drei duster, den sie schwimmen durch ein Brückengewölbe der Straße. Als sie wieder vom hellen Sonnenlicht geblendet werden, schwimmen sie langsam in einem gemütlichen, moorigen Bachabschnitt mit viel Schilf, Weidengestrüpp und Binsengras. Sie sind im sumpfigen, urwaldähnlichem Schwemmfächer vor dem Kirnbergsee angelangt. Frösche und Lurche sind wohlgenährt und Enten, Graugänse sowie Blesshühner buddeln sich in den versteckten Sandbänken ein. „Eine paradiesische Ruhe herrscht hier“, meinen die drei Tröpfle. Sie schwimmen gemütlich in den See hinaus. Jetzt mussten sie paddeln, kraulen und arbeiten und können sich nicht mehr vom Brändbach tragen lassen, um vorwärts zu kommen. Am Zeltplatz vorbei geht es weiter Richtung Staumauer. Mädchen und Buben spielen am Strand, die Mutter kocht auf dem Kocher ein gutes Süppchen und der Vater trinkt ein Bier. „Kommt, wir schwimmen rüber zum Holzsteg und dem DLRG Aussichtsturm“, so Kirneli.
Doch plötzlich werden die Gesichtszüge der drei Tröpfchen ernster und die Spannung steigt, denn sie kommen dem dunklen Staumauerloch immer näher. Was ist das für eine Granitsteinmauer, fragen sich die Drei. „Das wird wieder so eine neumodische Erfindung sein“, meint Kirneli. Der gefährlichste Punkt der wilden Wasserreise naht, der Durchschlupf durch die Staumauer.
Durch die große Druckleitung geht es weiter in Richtung E-Werk bei Waldhausen. So eine wilde Rutschpartie haben die Drei bisher noch nicht erlebt. Die Angst in der Leitung weicht später der Freude über das tolle Wasserkarussell. „Das ist ja eine Karussellfahrt vom allerfeinsten“, meint Brieleli. Bei Waldhausen ist ein Kraftwerkhaus mit großen Turbinen und Dynamos und sogar ein alter Schiffsmotor, um Strom herzustellen, weiß Kirneli. Sie jauchzen, schreien und jubeln als sie den Höllenwirbel der Turbine erleben.
Weiter schwimmen die Drei im Brändbach Richtung Bräunlingen. Die weidenden Kühe und Schafe wundern sich über die drei lustigen Wassertröpfchen, die erholsam und gemütlich Richtung Kernstadt trudeln. Dort sehen sie den Kirchturm, den Triberg und auch das Mühlentor, sowie den Bräunlinger Löwen. An der Stadthalle und Sporthalle vorbei geht es weiter bis es plötzlich ganz neumodisch wird. Ein Hochregallager schaut erhaben auf die drei Tröpfchen herab.
Bildunterschriften:
- Die Akteure des Nachmittags. Von links: Michael Dury, Heiner Graf, Maria Simon und Hubert Mauz.
- Über 70 Interessenten kamen in das Kelnhof-Museum zur Bildergeschichte in Mundart.
- Die „Tröpfle“ im Kirnbergsee (Illustration: Heiner Graf).